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Nun mein zweiter Tag stand an und ich muss sagen, dass trotz der ungewöhnlich frühen Uhrzeit meine Laune und meine Stimmung recht gut waren (7.00 Uhr aufstehen ist für einen Studenten echt hart). Also wieder im Anzug zum Geschäft gelaufen, auf dem Weg rauche ich ganz gerne noch eine und trinke meinen Kaffee in einem Thermobecher. Eigentlich bin ich ein tierischer Morgenmuffel, aber wahrscheinlich hat mich einfach die Aufregung wach gemacht. Mein Meister und mein Kollege waren schon da und wir besprechen dann immer ein bisschen den Tag und hoffen darauf, dass unsere Planung nicht über den Haufen geworfen wird, denn es kommt immer anders, als man denkt.

Der Plan für den Tag steht: Die etwas in die Jahre gekommene Urnendeko, ein Art niedriger kleiner Tisch mit Kerzenhalter drum herum aufarbeiten und noch weitere Teile dran schweißen. Alles leichter gesagt als getan, denn ich habe noch nie geschweißt. Peter (mein Kollege zum Glück schon), also ließen wir uns Edelstahlrohre besorgen und nahmen Maß und legten fröhlich los, alles musste auf Gehrung gebracht werden und hier und dort nachgebessert werden, weil irgendein „Stümper“ (ich) ausgemessen hatte, insgesamt war es echt eine sehr gute Erfahrung und ich habe bereits am zweiten Tag viel gelernt und auch viel gelacht. Nun was hat das jetzt mit dem Titel und mit dem Bestatter-Sein zu tun. Zum ersten: Man muss in diesem Beruf immer bereit sein, alles fallen und liegen zu lassen, denn es könnte ein Anruf kommen, oder auch jemand vor der Tür stehen, da kann man nicht sagen: „Sorry, wir kommen morgen heute sind wir grade am basteln!“ Und genauso, war es heute nicht! Wir hatten Zeit und zum Glück niemanden zum überführen. So was hat es mit dem Bestatter zu tun? Ich merkte bereits am zweiten Tag, dass es eine gute Wahl war, diese Ausbildung zu beginnen, denn ich hatte richtig viel Spaß, ich konnte mit den Händen arbeiten und durfte ein großes Feld abdecken, mal bisschen was flexen, mal etwas schrauben und es wurde viel gelacht. Und hier liegt für mich die wichtigste Erkenntnis vom Tag: Nur weil ich vorhabe eine Bestatter zu werden, muss ich nicht den ganzen Tag trauern, ich begleite Menschen in einer nicht alltäglichen Situation, in der diese mit Trauer erfüllt sind, dies kann mir auch in der Situation leid tuen, aber ich kann es nicht an mich ranlassen. Klar, es wird Fälle geben und es werden Situationen kommen, in der es sicherlich schwer werden wird nicht auch von der Trauer ergriffen zu werden, aber zum Glück noch nicht heute!

Nun denn heute ist alles so gelaufen wie geplant, mal schauen wie oft wir dieses Glück noch haben werden. Ich freue mich über Kritik und stelle mich gerne euren Fragen.